DIE NÄHMASCHINE
Vom Erfinder zur Großindustrie
Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts
war das Nähen fast ausschließlich Handarbeit. Immer wieder jedoch
wurden Versuche gemacht, die mühsame Handnäherei durch Maschinenarbeit zu ersetzen. Nach langen Bemühungen gelang es
schließlich verschiedenen Erfindern, eine Nähmaschine
herzustellen, die aber mit manchen Mängeln behaftet war und noch
nicht den gewünschten Anforderungen entsprach.
Die ersten Nähmaschinen waren
Kettenstichmaschínen, die mit einem Faden Schlingen bildeten,
deren Anfangs- und Endfäden mit der Hand festgenäht werden mußten.
Im Laufe der Zeit wurden die Maschinen immer mehr verbessert, so dass
sie in ihrer heutigen Form und Vollkommenheit das Produkt
verschiedener Erfinder darstellen.
Die Deutschen sprechen den Erfinderruhm
dem Tiroler Schneidermeister Joseph Madersperger, die
Franzosen dem Schneider Thimonnier, die Amerikaner Elias
Howe (sprich Hau) und J. M. Singer, einem geborenen
Deutschen, zu.
Madersperger brachte drei
Modelle heraus:
1807 ein Einfadensystem; 1814 und
1830 verbesserte Arten.
Thimonnier
1830 ebenfalls eine
Kettenstichmaschine.
Elias Howe
1845 ein Zweifaden-System
(Doppelsteppstich).
J. M. Singer verbesserte
1851 die Howesche Maschine und
stattete sie mit einigen Neuerungen aus (Stoffschíeber und
Presserfuß). Er baute die erste Nähmaschinenfabrik in Amerika.
1854 kam die erste Maschine nach
Deutschland.
Nach 1870 baute Singer in Wittenberge
die erste Nähmaschinenfabrík.
Auszug aus Fachkunde für
Schneiderinnen – P. Moers u. H. Cürten / Dümmlers Fachbücherei
(1956)
Die Mode geht immer Hand in Hand mit
den Fortschritten der Textiltechnik. Der Übergang von der Drapierung
zur Schneidertechnik war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der
menschlichen Bekleidung. Faserstoffe der Pflanzen, Haare von Tieren
zu verspinnen und zu verweben, ist freilich eine Leistung des
menschlichen Verstandes, die schon Jahrtausende alt ist. Es gab dabei
schon früh imponierende Ergebnisse, wie die Seidengewinnung in China
oder die Samtweberei in Italien seit dem 13. Jahrhundert.
Aber erst seit dem Beginn der
lndustrialisierung hat es auch in der Textiltechnik - nach einem sehr
langen Zeitraum gemächlicher Entwicklung - wirkliche Revolutionen
gegeben. In das 18. Jahrhundert fällt die Erfindung der wichtigsten
Maschinen:
1764 die erste Spinnmaschine von
James Hargreaves;
1769 die Flügelspinnmaschine von
Richard Arkwright;
1775 der Handkettenstuhl;
1785 der
mechanische Webstuhl von Edmund Cartwright;
1792 die Entkörnungsmaschine für
Baumwolle von Ela Withney;
1805 schließlich die
Jacquard-Maschine von Joseph Marie Jacquard.
Außer für die Herstellung der Stoffe
versuchte man aber auch für den mühsamen Akt des Nähens eine
Maschine zu entwickeln. Den ersten Erfolg hatte 1810 Baltasar
Krembs, aber erst 1845 baute Elias Howe die
Doppelstich-Nähmaschine, die als unmittelbare Vorgängerin der heute
üblichen anzusehen ist. Durch diese Maschinen begann der Siegeszug
der modernen, in großer Serie und zu billigem Preis hergestellten
Konfektionskleidung.
Auszug aus Das große Bilderlexikon der
Mode - Bertelsmann (1975)
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