Montag, 13. Juni 2016

Tag der Nähmaschine

 DIE NÄHMASCHINE
Vom Erfinder zur Großindustrie
   Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts war das Nähen fast ausschließlich Handarbeit. Immer wieder jedoch wurden Versuche gemacht, die mühsame Handnäherei durch Maschinenarbeit zu ersetzen. Nach langen Bemühungen gelang es schließlich verschiedenen Erfindern, eine Nähmaschine herzustellen, die aber mit manchen Mängeln behaftet war und noch nicht den gewünschten Anforderungen entsprach.
   Die ersten Nähmaschinen waren Kettenstichmaschínen, die mit einem Faden Schlingen bildeten, deren Anfangs- und Endfäden mit der Hand festgenäht werden mußten. Im Laufe der Zeit wurden die Maschinen immer mehr verbessert, so dass sie in ihrer heutigen Form und Vollkommenheit das Produkt verschiedener Erfinder darstellen.
   Die Deutschen sprechen den Erfinderruhm dem Tiroler Schneidermeister Joseph Madersperger, die Franzosen dem Schneider Thimonnier, die Amerikaner Elias Howe (sprich Hau) und J. M. Singer, einem geborenen Deutschen, zu.
Madersperger brachte drei Modelle heraus:
    1807 ein Einfadensystem; 1814 und 1830 verbesserte Arten.
Thimonnier
    1830 ebenfalls eine Kettenstichmaschine.
Elias Howe
    1845 ein Zweifaden-System (Doppelsteppstich).
J. M. Singer verbesserte
    1851 die Howesche Maschine und stattete sie mit einigen Neuerungen aus (Stoffschíeber und Presserfuß). Er baute die erste Nähmaschinenfabrik in Amerika.
1854 kam die erste Maschine nach Deutschland.
Nach 1870 baute Singer in Wittenberge die erste Nähmaschinenfabrík.
Auszug aus Fachkunde für Schneiderinnen – P. Moers u. H. Cürten / Dümmlers Fachbücherei (1956) 



   Die Mode geht immer Hand in Hand mit den Fortschritten der Textiltechnik. Der Übergang von der Drapierung zur Schneidertechnik war ein tiefer Einschnitt in der Geschichte der menschlichen Bekleidung. Faserstoffe der Pflanzen, Haare von Tieren zu verspinnen und zu verweben, ist freilich eine Leistung des menschlichen Verstandes, die schon Jahrtausende alt ist. Es gab dabei schon früh imponierende Ergebnisse, wie die Seidengewinnung in China oder die Samtweberei in Italien seit dem 13. Jahrhundert.
   Aber erst seit dem Beginn der lndustrialisierung hat es auch in der Textiltechnik - nach einem sehr langen Zeitraum gemächlicher Entwicklung - wirkliche Revolutionen gegeben. In das 18. Jahrhundert fällt die Erfindung der wichtigsten Maschinen:
1764 die erste Spinnmaschine von James Hargreaves;
1769 die Flügelspinnmaschine von Richard Arkwright;
1775 der Handkettenstuhl;
1785 der mechanische Webstuhl von Edmund Cartwright;
1792 die Entkörnungsmaschine für Baumwolle von Ela Withney;
1805 schließlich die Jacquard-Maschine von Joseph Marie Jacquard.
   Außer für die Herstellung der Stoffe versuchte man aber auch für den mühsamen Akt des Nähens eine Maschine zu entwickeln. Den ersten Erfolg hatte 1810 Baltasar Krembs, aber erst 1845 baute Elias Howe die Doppelstich-Nähmaschine, die als unmittelbare Vorgängerin der heute üblichen anzusehen ist. Durch diese Maschinen begann der Siegeszug der modernen, in großer Serie und zu billigem Preis hergestellten Konfektionskleidung.
Auszug aus Das große Bilderlexikon der Mode - Bertelsmann (1975)


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